Das war´s ...

Ein Rückblick auf meine Zeit im Stadtrat

von Siegfried Ehrnböck
(Foto: Thomas Linsmeier)

Jetzt ist es soweit: Meine Stadtratstätigkeit ist zuende, nach fast 15 Jahren, mit 3 verschiedenen Bürgermeistern, in 3 verschiedenen Besetzungen des Gremiums. Und es waren nie leichte, teils turbulente und sogar nervenaufreibende Zeiten. 

Als ich 2002 zum ersten Mal in den Further Stadtrat gewählt wurde, damals noch auf der Liste der Freien Wähler, war da die Further Welt noch in Ordnung. Bürgermeister Reinhold Macho führte die strenge Regie in einem nach Parteianzuhörigkeit strikt geordneten Stadtrat. Die zahlenmäßig weit überlegene CSU-Fraktion führte die Anordnungen des Bürgermeisters aus, die Sitzungen folgten seiner Regie. Es sprachen nur die Fraktionsführer. Ich durfte dies nach wenigen Monaten für die FW-Fraktion tun. Erst dann wurde man im Stadtrat von den alterwürdigen Mandatsträgern so richtig wahrgenommen. So auch von Bürgermeister Macho. Er berief mich in den Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens St.Georg. 

 

Somit war ich nach meinem Engagement in der Bürgerinitiative auch auf politischer Ebene in den Kampf zum Erhalt des Further Krankenhauses involviert. Der Streit mit dem Landkreis eskalierte mehr und mehr, die finanzielle Situation der Stadt verschlechterte sich zusehends. Es wurde immer schwieriger einen Haushalt aufzustellen, der von der Rechtsaufsicht im Landratsamt Zustimmung findet.

Am 8. September 2005 verstarb Reinhold Macho. Von heute auf morgen stand der Stadtrat ohne seinen Denker und Lenker da. Vizebürgermeister Michael Mühlbauer und die Fraktionsführer waren nun mehr denn je gefordert. 

Im November desselben Jahres wurde Johannes Müller zum Bürgermeister gewählt. Der "neue Mann für Furth", der "Messias" der die vermeintlich "verknöcherten Strukturen" in Verwaltung und Stadtrat lösen würde. Euphorie bei seinen Gefolgsleuten, Skepsis und später Ablehnung bei seinen Gegnern. 

Es war eine sehr schwere Zeit damals für den damaligen und vor allem den nachfolgenden Stadtrat. Viele Freundschaften sind zerbrochen, ein Riss ging durch die Stadt. Der neue Bürgermeister entpuppte sich zunehmend als Spalter, als ein großer Blender.

Der Tiefpunkt in meinem politischen Leben war und wird bleiben, die unsägliche Veranstaltung im Tagungszentrum am 27.April 2006, als in einem Müller´schen Racheakt und einem beispiellosen Rundumschlag nicht nur dessen Vorgänger, sondern der gesamte Stadtrat, auch unter aktiver Mitwirkung der späteren Chamer Bürgermeisterin Karin Bucher verprügelt wurde... zu Unrecht, wie sich herausstellte. Ein Buch könnte man über diese dunkle Zeit schreiben.

In dieser Zeit fühlte ich mich in der Fraktion der Freien Wähler zunehmend unwohler, was vor allem deren Landespolitik und ihrer neuen Führungsriege um einen gewissen Herrn Aiwanger geschuldet war. Ich legte zunächst den Fraktionsvorsitz nieder und bekannte mich zu meiner eigentlichen politischen Heimat und wechselte in die SPD-Fraktion um Wera Müller, Hans-Jürgen Bernhardt und Michael Mandl. Nicht alle meine Wähler konnten diesen Schritt nachvollziehen, so dass ich bei der Kommunalwahl 2008 die Wiederwahl knapp verpasste.

Im Nachhinein betrachtet ein Glücksfall, denn jetzt gingen die Querelen zwischen Bürgermeister Müller und dem Stadtrat erst richtig los. Ich war froh, hier nicht an vorderster Front diese zum Teil entwürdigenden Wortgefechte miterleben zu müssen. Im November 2011 wurde Johannes Müller abgewählt. Der neue Bürgermeister hieß Sandro Bauer, zu dessen Wahl, ungewöhnlich genug, auch die Further SPD aufrief. Wohltuend der respektvolle Umgangston, der nun in der Verwaltung und im Stadtrat herrschte. 

2014 zog ich für die SPD in den Stadtrat ein, übernahm auch den Fraktionsvorsitz. Die Stadtratsarbeit war von Harmonie und gegenseitigem Respekt geprägt. Das heißt nicht, dass die großen und kleinen Projekte nicht unumstritten waren. Als Beispiele seien das Rettungszentrum und die Sanierung des Leichenhauses genannt.

Die große Zeit der endlosen Sitzungen begann nach dem Zuschlag zur Landesgartenschau. Stadtrateskollegen, die sich bei den genannten Projekten als Skeptiker und Kritiker schon hervortaten, traten jetzt bei den begleitenden städtischen Projekten Hoferbräu, Späth Bräu und Festhalle verstärkt in Erscheinung. Siehe meine Berichte "Aus den Stadtrat". Schließlich wurde jedes dieser Vorhaben zerredet und letztlich "gekillt". "Vor dem Nichts" habe ich einen Bericht genannt.

Am 15.12.2022 wurde ich nun aus dem Stadtrat verabschiedet, durfte mich ins Goldene Buch der Stadt eintragen.und setzte so quasi den Schluss(feder)strich unter meine Stadtratsarbeit. Befreit - aber auch ein bisschen traurig.

 

Meine Abschiedsworte an den Stadtrat können Sie HIER nachlesen.

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