Politischer Aschermittwoch 2025

Von Meckerelen im WWO, Sprotten im Stadtrat und A. Weidels verrücktem Schulleben
Bericht Chamer Zeitung, vom 07.03.2025
Text und Bilder: Siegfried Ehrnböck
Begrüßung

Ein politischer Aschermittwoch ist keine Veranstaltung bei der nach einer Wahlniederlage ein „Wunden lecken“ angesagt ist, wenngleich diese noch frisch sind. Aber es ist ein Rahmen für humorvolle und kritische Rückblicke auf bundes- und vor allem kommunalpolitische Geschehnisse des vergangenen Jahres.

Das thematisierte auch Stadträtin und SPD-Ortsvorsitzende Silke Schell bei ihrer Begrüßung der Mitglieder des Ortsvereins im gut gefüllten Gasthaus Postgarten. Sie zeigte sich erfreut, auch ein neues junges Mitglied an diesem Abend willkommen heißen zu dürfen. Insbesondere galt ihr Gruß neben Ehrenvorsitzenden Wera Müller und Hans-Jürgen Bernhardt der Co-Kreisvorsitzenden Monika Friedl.

In ihrem Grußwort ging Friedl doch noch einmal auf die Ergebnisse der Bundestagswahl ein, wobei sie vor allem das Ausscheiden der bisherigen SPD-Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises, Marianne Schieder, als „bitteren Verlust für unsere Region“ bezeichnete. Es gilt aber mit Optimismus in die Zukunft zu blicken. Die Kreis-SPD und vor allem der Further Ortsverein werde weiter präsent und aktiv weiterarbeiten.

Silke Schells Familie hatte gemeinschaftlich die Gestaltung des Abends übernommen. Der amüsante Teil begann mit Fischredner Thomas Schell. Bei seinem Vortrag zum Thema Fischkunde ging er insbesondere auf eine Unterart der Makrele ein, die Meckerele, lateinisch scombrus grantolus, die ausschließlich im WWO, also im World Wide Ozean in Schwärmen zuhause sei. Ihr Merkmal: Keine Ahnung, aber viel Meinung!

„Ob Drachenstich, Stadtratssitzung bzw. Stadtratsarbeit allgemein, Landesgartenschau oder die neue Farbe der Kirche – die Meckerelen kritisieren alles und wissen alles besser.“, so das Urteil des Fischredners. Diese ständigen Nörgeleien lägen wohl an der schlechten Wasserqualität des World Wide Ozean.

FischrednerGanz anders die Fischspezies der „spratus graziosus“, der sozialdemokratischen Sprotten im Further Ortsverein, so Schell. Sie bildeten zwar einen kleinen, aber dafür rührigen Schwarm im großen Ozean, immer unterwegs, immer präsent bei vielen Veranstaltungen. Und die zwei Sprotten im Further Stadtrat brächten dort frischen Wind in die Stadtpolitik. Sie ließen nicht zu, dass ihre Anträge im „Treibsand der Stadtbürokratie“ oder „im Wasserstrudel endloser Debatten“ versinken würden. Beispielhaft nannte der Fischredner die Absenkung der Bordsteine, den Wohnmobilstellplatz und die Modernisierung der Stadtbibliothek im Amtsgericht.

Bei dem Thema „Gartenschau“ sei die Spezies der Meckerele wieder sehr aktiv gewesen: „Für des hams a Geld, aber d'Straßen wern ned gricht“. Dass sich aber in großen Teilen der Stadt „eine Metamorphose, ähnlich einer Raupe zu einem Schmetterling, vollzieht, erkennen sie mit ihren trüben Fischaugen nicht.“ „Also freuen wir uns auf den Mai“, so der Fischredner weiter, „wenn sich Furth in ein blühendes Kleinod verwandelt. Ich sage euch, wir sollten alle stolz auf unsere Stadt sein.“ Die Landesgartenschau wird „eine bunte Mischung aus duftenden Blumen, emsigen Gärtnern und – natürlich – den vielen stillen, aber fleißigen Helfern der SPD. Ohne sie wäre dieses Paradies nicht das, was es ist, ein Ort, an dem sich Mensch, Natur und Politik harmonisch begegnen. Schaut euch nur um! Die roten Rosen blühen besonders prächtig!“

Nach dem eigentlichen Fischessen kam es zur Überraschung aller zu einer weiteren Einlage. Die Kinder Anna, Luzie und Lina Schell hatten sich einen Sketch einfallen lassen. In „A. Weidels verrücktes Schulleben“ wurden in Szenen aus dem Latein- und Geschichtsunterricht bekannte Wahlkampfaussagen von Alice Weidel, treffend dargestellt von Anna Schell, zitiert. Bei einem Diskurs mit der Lateinlehrerin (Luzie Schell) erregte sich die Schülerin Weidel: „Wenn ich am Ruder bin, reiße ich alle Lateinlehrer nieder, nieder, nieder! Nieder mit diesen Lehrern der Schande!“ oder „Ich verstehe Ihre Frage jetzt nicht ganz. Mir scheint, als hätten sie ihre Frage auswendig gelernt. Haben sie mein Vokabelheft nicht gelesen?!“ Mit „So, das wird mir jetzt zu blöd!“ stampft A.Weidel auf und verlässt das Klassenzimmer.Sketch Weidel

Die anschließende Diskussion eröffnete ein Redebeitrag von Hannes Schell, ältestes Kind der Schells und jüngstes Parteimitglied. Er kritisierte, dass die SPD längst aus „dem Zeitgeist gefallen“ sei und ihre Rolle im Parteienspektrum zumindest in Bayern nicht gefunden und das Profil nicht ausreichend geschärft habe. Die Partei müsse sich auch in den sozialen Medien besser präsentieren, dort wo auch „radikalere“ Ansätze gefragt seien. Damit hatte er ein Thema gesetzt, das an den Tischen rege weiter diskutiert wurde.

Die komplette Fischrede von Thomas Schell lesen Sie hier ...

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