Politischer Aschermittwoch 2023

Bild 1

Genossen die Fischreden wie auch die Fischspezialitäten: Ortsvorsitzende Jenny Dietl, Bürgermeister Franz Kopp, Ehrenvorsitzender Hans-Jürgen Bernhardt, Kreisrätin Renate Hecht, Kreisvorsitzender Steve Brachwitz, Ehrenvorsitzende Wera Müller (von rechts) 

 

"Chamer Zeitung" vom 24.02.2023 
(Bilder und Bericht: Siegfried Ehrnböck)

 

Von den „Krämerseelen“ im Stadtrat


Beim politischen Fischessen der SPD zieht Siegi Ehrnböck eine kritisch-amüsante BilanzBild 3

Furth im Wald. (red) Es zeigte sich auch beim politischen Aschermittwoch der Further SPD: Die Menschen sehnen sich danach, sich wieder versammeln und sich austauschen zu dürfen. Auch über kommunalpolitische Themen. Ortsvorsitzende Jenny Dietl und Stadträtin Silke Schell waren erfreut, im Gasthaus „Zum Steinbruchsee“ eine große Zahl an Genossen des Ortsvereins willkommen heißen zu dürfen.
Als Vertreter des Kreisverbandes war unter anderem die Doppelspitze im Kreisvorsitz, Monika Friedl und Steve Brachwitz, gleichzeitig SPD-Landtagskandidat, gekommen. In seinem Grußwort meinte Brachwitz, dass Markus Söder derzeit wohl der beste Wahlkämpfer für die SPD sei. Bei seinem ständigen Gepolter gegen die Ampelregierung und der Selbstbeweihräucherung würde dem Wähler klar werden, dass der CSU eigentlich die Inhalte im Wahlkampf fehlten.
Siegi Ehrnböck ließ in seiner Fischrede die teils turbulenten Ereignisse der letzten Jahre im Further Stadtrat Revue passieren. Spitzzüngig, aber nicht allzu bissig legte er dabei den Finger in so manche Wunde.


Abgelehnte Großprojekte waren der Tiefpunkt

Doch zunächst legte der Ex-Stadtrat Wert auf die Feststellung, dass er aus eigenen Stücken, nicht auf Druck aus der Partei zurückgetreten sei. Nicht wie der geschasste SPD-Generalsekretär Arif Tasdelen. „Ich habe mich den SPD-Genossinnen Schell und Dietl nicht in unangemessener Form genähert. Ich habe sie nicht nach ihren Telefonnummern gefragt. Die stehen nämlich im Telefonbuch!“, stellte er mit Blick auf das „Skandälchen“ bei der Bayern-SPD augenzwinkernd fest. Fest stand für Ehrnböck, dass der Einzug der Grünen in den Stadtrat diesen nicht nur veränderte, sondern wegen Stefan Zellers episch langen Statements auch zu massiven Verlängerungen der Sitzungsdauer führte. „So war es oft zu spät für eine Nachbesprechung im Wirtshaus. Da, wo man endlich vernünftig miteinander redet, da, wo der gesunde Menschenverstand die Diskussion beherrscht. Nicht die Engstirnigkeit und die Ideologie.“
Trotz des Bemühens, seinem Vortrag eine heitere Note zu geben, klang ein Hauch von Bitterkeit mit, als er auf die Sitzungen zu den Themen „Hoferbräu“ und „Drachenhöhle“ zu sprechen kam. Denkwürdig sei die Mammutsitzung am 21. Januar 2021 gewesen. „Erst ein Coronatest im Foyer, dann sechs Stunden Diskussion mit Maske im großen Saal des ATT.“
Dank der Maskierung hätte man die Gesichtsausdrücke der Stadtratskollegen nicht sehen können. Nicht die Zornesröte, nicht den Schaum vorm Mund und auch nicht das Gähnen. „So machte der Further Stadtrat trotz der Tortur einen gesitteten Eindruck.“ In solch zeitlich ausufernden Sitzungen zeige sich oft, dass „so mancher gerne glänzen möchte, obwohl er keinen Schimmer hat.“ Dass nach kostspieligen Planungswettbewerben nicht nur das Projekt „Drachenhöhle“, sondern auch das von der SPD intensiv beworbene und von allen Seiten „außerhalb von Furth“ hochgelobte Projekt eines Bürger- und Media-Centers gekippt wurde, bezeichnete Ehrnböck als „Tiefpunkt“ in seiner Zeit als Stadtrat.


Optimismus statt Bedenkenträgerei
Die „Krämerseelen“ hätten sich hier durchgesetzt und die Mehrheit der Stadträte in Angst und Schrecken versetzt, als sie wegen der Unterhaltskosten ein „Schreckensszenario“ an die Wand malten. Was früher die Krämer waren, seien heute die Geschäftsführer Finanzen, die nicht wie früher die Erbsen zählten, sondern den „Return of Investment“ berechneten. Eine „Krämerseele“ im Stadtrat zu haben, sei mehr als problematisch. „Als ob es eine städtische Einrichtung gäbe, die Rendite macht!“, stellte der ehemalige Stadtrat fest.
Dann wandte sich der Fischredner wieder seinem kommunalpolitischen Lieblingsgegner zu. Was die „Grünen“ beim einstigen Gasthaus „Lacke“ nicht geschafft hätten, wollten sie nun bei den notwendigen Baumfällungen und der Umgestaltung des zukünftigen Gartenschaugeländes erreichen. „Da wird sich doch der eine oder andere schützenswerte Habitatbaum finden! Ein Gerücht, dass in einem Baum ein Eichhörnchen lebt, stellte sich Gott sei Dank als Fehlalarm heraus.“ Ausgangspunkt der grünen Further Welle sei ein Lokal am Bayplatz gewesen. Den Historikern zufolge brach dort 1863 auch der verheerende Further Stadtbrand aus. „Die Vorstellungen der Grünen zur Stadtentwicklung sind so nachhaltig, aufbauend und gedeihlich wie die damalige Feuersbrunst.“
Was den Erfolg der Landesgartenschau betrifft, sei er zuversichtlich, so Siegi Ehrnböck. „Denn wie Friedrich Schiller sagt: Die wahren Optimisten sind nicht überzeugt, dass alles gut gehen wird. Aber sie sind überzeugt, dass nicht alles schiefgehen wird.“

Schuberts Fischwilderei im Landkreis ChamBild_2.jpg

Die Further SPD hatte in diesem Jahr noch einen zweiten Fischredner aufgeboten: Kreisrat Wolfgang Kerscher zog – begleitet von den Klängen des Kunstliedes „Die Forelle“ von Franz Schubert – mit einer Angel bewaffnet in die Gaststube ein. Fein- und tiefsinnig spann der Bad Kötztinger eine Geschichte um Franz Schuberts „Winterreise“ in den Landkreis Cham, die zu einem „Fischfrevel“ und letztlich zu einem Politikum führte. Landrat „Gabler“, Kreisrätin Andrea „Klettermann“, Julius „Gscheidl“, MdL „Hoppl“, aber auch die Further Politiker Sandro „Knechtl“ und „Elke Schrill“ spielten hier eine Rolle. Schließlich landete Franz Schubert vor dem Amtsgericht in Cham, wo er wegen Fischwilderei zu einem Vierteljahr Musikunterricht an der Landkreismusikschule verurteilt wurde.
Die beiden Fischredner erhielten viel Applaus von den Zuhörern, die sich im Anschluss die Fischspezialitäten des Gasthauses „Zum Steinbruchsee“ schmecken ließen. Und man war sich einig, dass die Tradition des SPD-Fischessens unbedingt fortgesetzt werden muss.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.